Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, lautet: Wieso müssen alle Muslime eigentlich auf Arabisch beten? Wieso verrichten wir unser Gebet nicht in unserer Muttersprache? Wieso nicht in der Sprache, mit der wir denken? Anfangs erscheint es vielleicht sinnvoll, das Gebet in der eigenen Muttersprache zu verrichten. So versteht man eher, was man sagt. Wenn der Betende nicht versteht, was er im Gebet sagt, kann er Allah swt. nicht näherkommen. Er wird wenig im Gebet spüren und vom Gebet kaum positiv beeinflusst werden. Deshalb ist es wichtig, das Gesagte im Gebet zu verstehen.

Es erscheint also auf dem ersten Blick vielleicht logisch, dass Gebet in der Muttersprache zu halten. Wenn wir uns jedoch ein wenig näher damit auseinandersetzen, finden wir starke Argumente, die für eine einheitliche gemeinsame Gebetssprache sprechen, wobei die arabische Sprache gegenüber anderen heraussticht.

1. Arabisch – eine tiefe und enorme Sprache

Unter den Linguisten herrscht die Meinung, dass keine Sprache außer die arabische Sprache in der Lage ist, tiefe spirituelle, moralische und ethische Ausdrücke auf einer eloquenten Weise darzustellen. Des Weiteren kann sie breite und tiefe Gedanken besser ausdrücken und bedeutende Themen in kurzen und präzisen Worten wiedergeben.

Die italienische Orientalistin Veccia Vaglieri erzählt in ihrem Buch, dass in keinem literarischen Werk der Welt so tiefbedeutende Sätze mit so schönen Wörtern wiederzufinden sind wie im Koran.

Professor Arbury, ebenfalls ein bekannter orientalistischer Gelehrter sagt, dass keine Sprache die Fähigkeit besitzt, in einem kurzen Satz, das Wort من (Min), einzufügen ( bspw. Sure al-Falaq) und mehrmals zu wiederholen, ohne ihre Eloquenz und Vermittlung ihrer Bedeutung zu stören, mit Ausnahme der arabischen Sprache, die für den Koran gewählt wurde, um die Botschaft des Islam zu vermitteln.

2. Eine gemeinsame Sprache für das islamische Gebet

Der Islam lehrt uns, nach der Einheit zu streben. Sei es die Einheit mit dem Schöpfer selbst bzw. der Glaube an die Einzigkeit Gottes, die Einheit in der Familie oder die Einheit in der Gemeinschaft. Um die höchsten Stufen des Islams zu erklimmen, führt der Weg stets über die Einheit.

Hervorgehoben wird die Einheit unter anderem in der Hajj (Pilgerfahrt). Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechtes, Hautfarbe & Herkunft treffen sich alle gemeinsam, die Männer in Weiß, die Frauen in Schwarz gekleidet, um den einzigen Schöpfer Allah swt. zu gedenken. Unter ihnen sind welche, die der arabischen Sprache mächtig sind und andere, die kein Arabisch sprechen. Trotzdem wird Allah swt. in ein- und derselben Sprache angebetet und das seit der Zeit des Propheten vor über 1400 Jahren. In jedem Land haben seitdem Muslime in arabischer Sprache gebetet.

Ein weiteres Argument für die gemeinsame Sprache spiegelt sich im Gemeinschaftsgebet wider. Wenn jeder auf seiner eigenen Sprache im Gemeinschaftsgebet beten würde, könnten wir nicht von einer Einheit bzw. einem Gemeinschaftsgebet sprechen. Und wie bedeutsam das Gemeinschaftsgebet ist, lesen wir in der folgenden Überlieferung von Prophet Muhammad s.:

„Ein Gebet, das man in der Gemeinschaft verrichtet, ist besser als vierzig Jahre lang zuhause zu beten.“

Wir finden heute an vielen verschiedenen Orten Muslime. Stellen wir uns einen Muslim vor, der Engländer ist und nach China reist und dort eine Moschee besucht. Würde das Gebet dort auf Chinesisch verrichtet werden, würde er nichts verstehen und könnte dort nicht am Gemeinschaftsgebet nicht teilnehmen.

Sayyid Sa’eed Akhtar Rizvi, Hauptmissionar der Bilal Muslim Mision, schreibt:

„Gebete auf Arabisch sind ein wichtiger Faktor, der die Solidität und Einheit der Muslime auf der ganzen Welt festigt. Wenn heutzutage ein Muslim aus der Tschechoslowakei eine Moschee im Inneren des Kongo betritt, ist er zu Hause und nimmt ohne Andeutung von Verwirrung am Gebet teil. Was passiert, wenn jeder Mann aufgefordert wird, in seiner eigenen Sprache zu beten? Kann dieses Gefühl der Einheit überleben?“

3. Übersetzung fast unmöglich

Eine Übersetzung des Korans vom arabischen in einer anderen Sprache würde bedeuteten, das Wort Gottes in ein menschliches Wort umzuwandeln, also vom Vollkommenen ins Unvollkommene. Auch dadurch, dass Arabisch eine mächtige und breite Sprache ist, würde vieles in der Übersetzung verloren gehen. Nicht nur das wörtliche, sondern auch die tiefgehenden Bedeutungen, die zumeist hinter den Wörtern stecken.

Wie umfassend die arabische Sprache ist und wie schwierig die Übersetzung ist, wollen wir anhand des Wortes الحمد لله „Alles Lob gehört Allah“ darstellen. Betrachten wir den Wortteil حمد

Lob bedeutet im arabischen مدح und nicht حمد. Danke heißt im arabischen شكر und nicht حمد. Das heißt wir finden im deutschen keine passende Übersetzung für diesen Wortteil.

حمد bedeutet „jemanden zu loben und ihm zu danken, weil er es verdient, gelobt zu werden, ob er Ihnen einen Gefallen getan hat oder nicht, vorausgesetzt, seine Eigenschaften werden ihm nicht von jemand anderem gegeben.“

Es ist schwierig, diese Bedeutung in einer Übersetzung rüberzubringen.

Danach kommt das (L) von الله. Es vermittelt die Vorstellung von ‚Für‘, ‚Von‘, ‚Zugehörigkeit zu‘ usw. Keine einzelne Präposition kann den gesamten Bereich ihrer Bedeutungen abdecken.

الله wird im Allgemeinen als „Gott“ wiedergegeben. Aber zuallererst ist ‚Gott‘ keine Übersetzung von الله, weil الله ‚Einer bedeutet, der es verdient, geliebt zu werden‘ und ‚bei dem jeder Zuflucht sucht‘.

Auch hat الله weder Geschlecht noch eine Pluralform. Wohingegen Gott eine Pluralform besitzt (Götter) und mit einem Geschlecht versehen werden kann: der Gott, die Göttin.

Es wird also deutlich, weswegen keine Übersetzung an das göttliche Werk rankommt.

 

Und der Dank gebührt Allah (s.), dem Herrn der Welten.