Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

Damals sprachen die Engel:

„O Maria, siehe, Allah verkündet dir ein Wort von Ihm; sein Name ist der Messias, Jesus, der Sohn der Maria, angesehen im Diesseits und im Jenseits, und einer von denen, die (Allah) nahestehen.“ (3:45)

Jesus (a.) im heiligen Koran

Viele Menschen feiern in diesen Tagen Weihnachten und die Geburt von Jesus (a.). Familien kommen zusammen, es wird gespeist, Geschenke werden verteilt und die Gotteshäuser werden besucht, auch wenn die aktuellen Umstände ein gewöhnliches Fest nicht zu lassen.

Die Person Jesus und die heilige Maria (der Friede seit mit Ihnen) haben im Islam eine bedeutende Rolle und werden durch zahlreiche Verse hervorgehoben. So wird u.a. eine ganze Sure der heiligen Maria (arab. Mariam) gewidmet. Wir wollen uns hier dem Propheten Jesus (a.) widmen und ihn aus koranischer Perspektive vorstellen.

Die Titel von Jesus im heiligen Koran

(1) Der am häufigsten verwendeten Titel für Jesus (a.) ist „Sohn Marias“ (ibn maryam).

Von den 25 Stellen im Koran, an denen Jesus erwähnt wird, wird er davon 16-mal so bezeichnet. In den gegenwärtigen Evangelien wird Jesus (a.) jedoch nur an einer Stelle so bezeichnet:

„Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon?“ (MK 6:3)

Eine der Gründe, weshalb genau dieser Name so oft fällt, ist ein Hinweis darauf, dass er kein Sohn Gottes war.

(2) Die zweithäufigste Bezeichnung für Jesus im Koran ist „Al-Masih“, im Deutschen Messias.

Der Prophet Jesus (a.) wird im heiligen Koran elf Mal als „al-Masih“ bezeichnet. Sowohl arabische Christen als auch Muslime verwenden diesen Titel für den Propheten Jesus (a.). Die ursprüngliche arabische Bedeutung von Al-Masih ist „der Gesalbte“.

O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurem Glauben und sagt von Allah nichts als die Wahrheit. Wahrlich, der Messias, Jesus, Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er Maria entboten hat, und von Seinem Geist. (4:170)

(3) Die dritte Bezeichnung für Jesus lautet: „Der Prophet & Gesandte Allahs“ (Rasul-Allah).

In der jüdisch-christlichen Tradition bedeutete ein Apostel oder ein Prophet nicht mehr als ein aufrechter geistlicher Führer. Für die Christen ist die Bezeichnung Prophet/Apostel daher kein beeindruckender Titel, Jesus als Propheten zu bezeichnen. Trotzdem hat sich Jesus auch nach den gegenwärtigen Evangelien als Prophet bezeichnet.

„Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.“ (MK 6:4)

Im Islam ist das Prophetentum jedoch eine göttliche Position. Propheten begehen keine Sünden und sind durch Gott vor Irrtümern geschützt. Sie werden durch den Willen Gottes ermächtigt, Wunder als Beweis ihrer Position zu vollbringen. Ein Gesandter Allahs ist einer, der auch mit einer neuen Schrift gekommen ist. Somit war jeder Gesandte auch ein Prophet, aber nicht alle Propheten Gesandte. Zu diesem Zweck führt der heilige Koran Jesus (a.) als „Propheten“ (19:30) sowie als „Gesandten Allahs“ (4: 171, 61: 6) ein.

Und (gedenke der Zeit) da Jesus, Sohn der Maria, sprach: «O ihr Kinder Israels, ich bin Allahs Gesandter an euch, Erfüller dessen, was von der Thora vor mir ist, und Bringer der frohen Botschaft von einem Gesandten, der nach mir kommen wird. (61:6)

(4) Das Wort Gottes (kalimat-ullah):

„O Leute der Schrift, übertreibt nicht in eurer Religion und sagt gegen Allah nur die Wahrheit aus! al-Masīḥ ʿĪsā, der Sohn Maryams, ist nur Allahs Gesandter und Sein Wort, das Er Maryam entbot, und Geist von Ihm.  lesen wir in Sure.“ (4:171)

Im heiligen Koran wird Jesus (a.) zweimal als Wort Gottes erwähnt. Der Begriff „Wort“ wird im Koran üblicherweise für ein „göttliches Dekret“ (10:33, 11: 119) sowie für „Die Geschöpfe“ Gottes verwendet.

So hat sich das Wort deines Herrn bewahrheitet gegen die, die freveln, weil sie nicht glauben. (10:33)

Jesus das „Wort Gottes“ zu nennen, bedeutet nicht, ihn zu vergöttern. Dadurch wird sein Status als Prophet hervorgehoben. Aufgrund seines hohen Ranges als Prophet wird Jesus (a.) als eine vollständige Manifestation Gottes, der die Botschaft Gottes vermittelt, ihn auf Erden vertritt und im Namen Gottes spricht.

(5) Der Geist Gottes (ruh-Allah)

Eine andere Bezeichnung, die für Jesus im Koran verwendet wird, ist Ruh-Allah, was so viel bedeutet wie „ein Geist von ihm (Allah)“. In der übertragenden Bedeutung steht diese Bezeichnung für „Geist Gottes“.

„Und Maria, die Tochter von Imran, die ihre Keuschheit bewachte. Und wir haben es aus unserem Geist eingeatmet. “ (66:12)

Christliche Theologen zitieren den obigen Vers, um ihr Dogma der Dreifaltigkeit zu unterstützen und zu behaupten, dass Jesus sogar im Koran 1. Teil Gottes, 2. von Gott und 3. Gott ist!

wa-maryama bnata ʿimrāna llatī ˈaḥṣanat farǧahā fa-nafaḫnā fīhi min rūḥinā wa-ṣaddaqat bi-kalimāti rabbihā wa-kutubihī wa-kānat mina l-qānitīn.

Der arabische Begriff „min“, der allgemein mit „von“ übersetzt wird, hat fünfzehn verschiedene Bedeutungen. In diesem Zusammenhang wird „min“ verwendet, um die Quelle seiner Entstehung zu erklären. Daher ist die Bedeutung von „Ein Geist von Ihm“ ein Geist, der von Gott geschaffen wurde und dessen Quelle Gott ist. Eine ähnliche Verwendung des Begriffs „min“ findet sich in Vers 13:45 wieder:

„Und Er hat euch alles, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, dienstbar gemacht, alles von Sich aus. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken.“

wa-saḫḫara lakum mā fī s-samāwāti wa-mā fī l-ˈarḍi ǧamīʿan minhu ˈinna fī ḏālika la-ˈāyātin li-qawmin yatafakkarūna

Wenn Jesus buchstäblich von Gott und ein Teil Gottes ist, dann muss er gemäß dem obigen Vers, alles was im Himmel und alles was auf Erden ist, auch Teil Gottes sein! Darüber hinaus wird im Koran der Ausdruck „Ein Geist von Gott“ in Bezug auf die Erschaffung Adams verwendet.

Wenn Ich es zurechtgeformt und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe, dann fallt und werft euch vor ihm nieder.“ (38:72)

Damit ist klar, dass Adam, die Gläubigen und die gesamte Menschheit Teil Gottes sind. Der Ausdruck „Ein Geist von Allah“ soll daher erklären, dass Gott die Quelle des Lebens Jesu und aller anderen Geschöpfe ist. Eine weitere Bestätigung liefert uns der Hadith von Muhammad Ibn Muslim, der von Imam Dschafar hörte, dass er sagte: „Und nur deshalb hat Er ihn an Sich Selbst angefügt, weil Er ihn über die übrigen Geister auserwählt hat, gleich wie Er zu einem Haus der Häuser sagt: Mein Haus und zu seinem Gesandten der Gesandten mein Khalil (Freund) und ähnliches. All jenes ist erschaffen, kreiert, zeitlich, beherrscht und gelenkt.“

Somit wird deutlich, dass der Geist in Jesus und all seinen Geschöpfen, ein von Gott erschaffener und nicht einer aus seinem Geist ist. Würden wir annehmen, dass dieser Geist von Gottes Wesen selbst abstammt, würden wir Gott zuschreiben, dass er teilbar ist und Ihn somit begrenzen.

Der Heilige Geist

Im Christentum wird größtenteils die Trinitätslehre gelehrt, welche Jesus als den heiligen Geist vorstellt. Im Kontext des heiligen Korans wird der Heilige Geist jedoch anders vorgestellt. Den es gibt im Islam zwei bekannte Bedeutungen dafür. Wir lesen in Sure (16:102):

„Sprich: Der Heilige Geist (Gabriel) hat ihn (den Koran) mit der Wahrheit von deinem Herrn herabgebracht.“

Die erste Bedeutung steht für den Erzengel Gabriel. Ein Engel, dessen Aufgabe u.a. darin besteht, die Offenbarungen Gottes dem Propheten zu vermitteln. Gabriel wird „Der Geist“ genannt, weil er als Engel nicht physisch ist und in seiner Reinheit und Unfehlbarkeit „heilig“ ist.

Die weitere Erläuterung von „Der Heilige Geist“ ist, dass es sich um einen Geist handelt, der noch größer als Gabriel ist, durch den der allmächtige Schöpfer seine Gesandten und ihre Nachfolger unterstützt hat. Durch den Besitz dieses Geistes werden sie vor jeglicher Sünde oder Irrtum geschützt und können ein intuitives Wissen über die Realität des Universums erlangen. Dem Gesandten des Islam (s.) wurde dieser Geist verliehen.

Und ebenso haben Wir dir Geist von Unserem Befehl (als Offenbarung) eingegeben. (42:52)

In einer Überlieferung wurde Imam Baqir (a.) nach dem Wissen der Imame gefragt. Der Imam erklärte: „O Jabir! Wahrlich, es gibt fünf Arten von Geistern in den Propheten und ihren Nachfolgern;

1.Der Heilige Geist,

2. der Geist des Glaubens,

3. der Geist des Lebens,

4. der Geist der Kraft und

5. der Geist des Begehrens.

Durch den Heiligen Geist wissen sie, was im Reich Gottes ist.“

So wird erklärt, dass dem Heiligen Geist die Natur verliehen wird, die der allmächtige Gott seinen Gesandten und ihren Nachfolgern verliehen hat, um sie vor Sünden zu schützen. Wir sollten jedoch bedenken, dass der Heilige Geist, unabhängig von seiner Bedeutung, zweifellos ein Geschöpf Gottes ist, das von seinem Willen unterworfen ist.

Abschließend ein Zitat durch die Heiligkeit unserer Zeit Imam Sayed Ali Khamenei (möge Allah ihn uns lange erhalten):

„Würde seine Hohheit Jesus Christus (Friede sei mit ihm) heute noch unter uns verweilen, so würde er keinen einzigen Augenblick verpassen, die Führer der globalen Tyrannei und arroganten Gewaltmächte zu bekämpfen.“